Das Ving Tsun, was wörtlich ‚ewiger Frühling‘ bedeutet, gehört in der Kung-Fu-Familie zu den weichen Stilen und ist eine vermutlich im frühen 19. Jahrhundert entstandene südchinesische Kampfkunst.
Der chinesische Begriff Kung Fu (功夫) bedeutet übersetzt ‚etwas durch harte Arbeit und Geduld zu erreichen‘ und war vor über 1.500 Jahren der Ursprung vieler asiatischer Kampfsportarten.
Da Ving Tsun lange Jahre als geheim galt und nur vom Meister an ein paar ausgewählte Schüler weitergegeben wurde, existieren keine wissenschaftlichen Belege zur Historie.
Zur Entstehungsgeschichte des Ving Tsun gibt es jedoch verschiedene Überlieferungen. Nach der am weitesten verbreiteten Version wurde Ving Tsun Kung Fu im 17. Jahrhundert von einer Nonne namens Ng Mui entwickelt. Sie gab ihr einzigartiges Wissen an ihren Ehemann Leung Bok Cho weiter.
Als Geheimstil wurde Ving Tsun nur an ausgewählte Personen unterrichtet. Über die Meister Leung Lan Kwai, Wong Wah Bo, Leung Yee Tei, Leung Jan und Leung Bik bzw. Chan Wah Shun wurde diese Kampfkunst schließlich an Yip Man weitergegeben. Yip Man wurde am 1. Oktober 1893 in Foshan (Süd-China) geboren und lebte bis zum 2. Dezember 1972.
Sein bekanntester Schüler war Bruce Lee.
Der erfolgreichste Kämpfer unter den Schülern Yip Mans war Wong Shun Leung (08.Mai 1935 – 28.Januar 1997), der auch maßgeblich Bruce Lee unterrichtete.
Um sich von ehemaligen Verbänden, Lehrern und Mitschülern abzugrenzen, gibt es mittlerweile die unterschiedlichsten Schreibweisen. Diese basieren letztlich alle auf der phonetischen Übersetzung zweier chinesischer Schriftzeichen (詠春) und beziehen sich meist auf den gleichen Ursprung, nämlich Yip Man.
Yip Man entschied sich einst für die Schreibweise „Ving Tsun Kung Fu“, da ihm der Begriff wegen des „V“ für „Victory“ (englisch für Sieg) passender erschien.
Da ich ausschließlich authentisches Ving Tsun Kung Fu unterrichte, verwende auch ich diese Schreibweise.
Zunächst sollte der Unterschied zwischen Kampfsport und Kampfkunst klargestellt werden: Kampfsportarten wie Karate oder Taekwondo sind in der Regel auf Wettkämpfe ausgerichtet, während Ving Tsun beispielsweise ausschließlich für den realen Kampf konzipiert wurde.
Im Gegensatz zu anderen Stilen hat Ving Tsun keine akrobatischen Einflüsse und bietet eine praktische, schnörkellose Art der Selbstverteidigung. Die Fähigkeiten werden größtenteils in Partnerarbeit und in der Gruppe erlernt, um sie im Verteidigungsfall sicher allein anwenden zu können.
Korrekt ausgeführte Bewegungen schonen den eigenen Körper, vor allem die Knochen und Gelenke. Neben schnellen Abfolgen können die Bewegungen auch langsam und meditativ ausgeführt werden, was positive mentale Effekte hat. Somit fördert das Ving Tsun-Training die Gesundheit und ermöglicht dem Praktizierenden, bis ins hohe Alter verteidigungsfähig zu bleiben.
Ving Tsun kann unabhängig vom Alter und der Körpergröße praktiziert werden. Mit seinem intellektuellen Ansatz, seiner Vielseitigkeit, Flexibilität und Effizienz genießt es hohes Ansehen in der Welt der Kampfkünste und gewinnt weltweit immer mehr Anhänger.
Drei waffenlose Formen:
Mit den waffenlosen Formen können alle relevanten Positionen und Bewegungen flüssig & ohne Anspannung korrekt einstudiert werden.
Holzpuppenform:
Muk Yan Chong (Holzpuppe) Mit der Holzpuppenform werden alle relevanten Positionen, Bewegungen und Winkel mit nahezu 100% Widerstand erlernt.
Zwei Waffenformen und Anwendungen:
Durch das Training mit den Waffenformen und deren Anwendungen werden nicht nur das Distanzgefühl, sondern auch Kraft und Struktur trainiert sowie gestärkt, was auch im waffenlosen Kampf erhebliche Vorteile bietet.
Ein einzigartiges Übungssystem zur Entwicklung von Sensitivität und Reflexen durch den ständigen Kontakt der Arme mit dem Trainingspartner. Die Reaktionszeit ist mit klebenden Armen und Händen bedeutend schneller.
Ein Übungssystem zur Entwicklung von Sensitivität und Kontrolle im Bereich der Beinarbeit und Tritte, ähnlich wie Chisao, jedoch für die Beine. Diese Übung verbessert die Fähigkeit, sofort auf Beinangriffe adäquat zu reagieren.
Besondere Techniken der Schrittarbeit, die auf Effizienz und Stabilität ausgerichtet sind, um dem Kämpfer eine optimale Distanz, Positionierung und Beweglichkeit zu ermöglichen.
Biomechanisch korrekte Körperhaltung und Ausrichtungen in allen Bewegungen, um optimale Stabilität mit non muskulärer Kraftübertragung bei maximaler Geschwindigkeit auch unter Last zu gewährleisten.
Fokus auf minimalen Energieaufwand und maximale Wirkung, indem überflüssige Bewegungen vermieden werden.
Einzelne chinesische Begriffe der Positionen und Bewegungen unterscheiden sich teilweise von den anderen Linien unserer Kung Fu Familie. Hierdurch werden bei uns die Anforderungen genauer beschrieben und zudem viele bekannte Missverständnisse in der Ausführung vermieden.
In unserem Ving-Tsun-Stil gibt es 12 Prinzipien, die sich gegenseitig ergänzen und dadurch viele Techniken entbehrlich machen. Viele dieser Prinzipien sind in anderen Linien unserer Kung Fu Familie weitestgehend unbekannt.
Stilübergreifend bekannt, wenngleich unterschiedlich beschrieben, sind hingegen die folgenden drei Prinzipien – hier in der Reihenfolge, wie sie in unserem System nach Göksel Erdogan eingeordnet sind:
1. Wenn dein Gegner kommt, empfange ihn, geht er zurück, begleite ihn.
2. Verlierst du den Kontakt, greife mit stetigem Vorwärtsdruck direkt an.
5. Abwehr und Angriff entstehen gleichzeitig.
Mit sogenannten Drills werden systematisch Reflexe und Techniken antrainiert.
Durch wiederholtes Üben können diese Techniken automatisch und ohne weiteres Nachdenken, auch bei sehr hohem Druck, handlungsfrei und explosionsartig ausgeführt werden.
Ich heiße Emil Sachrege und trainiere seit 1979 verschiedene Kampfstile, mit mehr als zwanzigjähriger Trainererfahrung. Neben Hung Gar Kung Fu, Ju Jitsu, Kickboxen und Taekwondo (1. Dan). entdeckte ich 1999 das Wing Tsun und erreichte die Graduierungsstufe „zweiter Techniker“. Seit 2012 praktiziere ich die Linien mit den Schreibweisen Wing Chun und Ving Tsun.
Auffallend war/ist, dass es länderübergreifend sehr schwer ist, einen Meister zu finden, welcher authentisch und nach Originalprinzipien in einer angemessenen Zeit sein Wissen weitergibt.
Seit 2022 bilde ich mich in der Master Class von Sifu Göksel Erdogan weiter, einem international anerkannten Meister, der das Ving Tsun zudem wissenschaftlich aufgearbeitet hat. Sein Unterricht bleibt den Originalprinzipien treu und ist physikalisch belegbar. Sifu Göksel ist Instructor in der VTAA (Ving Tsun Athletic Association), die 1967 von Yip Man in Hongkong gegründet wurde. Die ausgeklügelten biomechanischen und strategischen Ansätze überzeugen und begeistern mich daher heute mehr denn je. Endlich ein authentisches Ving Tsun Kung Fu, das sich in allen Disziplinen durch seine Funktionalität bewährt.
Am 14. Dezember 2024 hat mich Sifu Göksel Erdogan zum Senior Instructor und damit zum Sifu ernannt.
Ich vermittle mein Wissen in einer stressfreien, freundschaftlichen Atmosphäre und im originalen Hongkong-Stil an alle Kampfkunstbegeisterten. Mein ganzheitlicher Unterricht fördert Kampfkraft, Geschicklichkeit und Flexibilität in allen Situationen.
Regelmäßiges Training verbessert die physische Balance und trägt zur inneren Ausgeglichenheit bei. Achtsamkeit unterstützt die positive Ausrichtung des Mindsets und steigert die Stress-Resilienz.
Diese einzigartige Kampfkunst richtet sich an alle, die sich langfristig und teamorientiert weiterentwickeln möchten. Vorkenntnisse im Kampfsport oder in der Kampfkunst sind nicht notwendig. Graduierungen aus allen anderen Linien (egal welche Schreibweisen) werden bei uns als Basis für die weitere Entwicklung anerkannt.
Trainingszeiten:
Dienstag und Donnerstag von 19:30 Uhr bis 21:30 Uhr.
Zusätzlich findet in regelmäßigen Abständen freitags ab 19:00 Uhr
ein Fortgeschrittenen- und Ausbildertraining in Kleingruppen statt.
Trainingsraum:
DJK Fasangarten e.V.
Görzerstraße 193, 81549 München
Anmeldung zum Probetraining:
Bei Interesse melde Dich per E-Mail unter Info@VingTsun-KungFu-Muenchen.de für ein Probetraining an.
Demnächst auch via WhatsApp.